
Beerdigung, Riten und Bräuche anno 1900...
Der Verlust von geliebten Menschen ist eine der schmerzlichsten Erfahrungen, die wir im Laufe unseres Lebens zu bewältigen haben. Wir begreifen, dass wir dieser Situation hilflos ausgesetzt sind. So verzweifelt wir auch versuchen Einfluss zu nehmen, es gelingt uns nicht. Denn Abschied und Trauer sind Themen, die früher oder später auf jeden von uns zukommen, und wir müssen lernen, mit Verlust und Schmerz umzugehen.
Für viele von uns hat das Thema Tod und Sterben immer noch etwas Unheimliches und Endgültiges, eine Situation die für uns Menschen beklemmend und unbeeinflussbar erscheint. Ein Gefühl, dem wir, wie es anmutet, machtlos ausgeliefert sind. Doch das war nicht immer so, denn für unsere Vorfahren war der Tod allgegenwärtig und wurde als Normalität wahrgenommen. Er hatte seinen festen Platz im täglichen Ablauf und im Lebensrhythmus der damaligen Gesellschaft. Vielen Menschen fällt es deshalb nicht leicht, sich mit diesem Thema auseinander zu setzen, besonders dann nicht, wenn es sich um Tod oder Siechtum im engeren Bekannten oder Familienkreis handelt.
Die Art und Weise, wie wir in der heutigen Zeit mit dem Tod umgehen, ist so gesehen eine ganz natürliche Entwicklung: Die Trauer wurde größer, deshalb wurde der Gedanke daran immer weiter weg geschoben. Heutzutage wissen viele Menschen schon nicht mehr so recht, wie sie mit kranken oder auch mit alten Menschen umgehen sollen. Viele halten deshalb unbewusst Abstand. Sie gehen nicht gern ins Krankenhaus oder ins Altenheim, auch nicht, um jemanden zu besuchen. Mit dem Gefühl alt, krank und hilflos zu sein oder zu werden,
möchten sich viele Menschen
nicht gerne auseinandersetzen.
Viele unserer Verwandten oder Bekannten bleiben deshalb im Alter nicht mehr in ihrer vertrauten Umgebung oder im Kreis ihrer Angehörigen. Die meisten Menschen sterben heute in Heimen oder Krankenhäusern.
Im Gegensatz zu heute war es früher normal, dass Verwandte und Nachbarn sich nach dem Ableben um den Verstorbenen kümmerten und der Trauerfamilie beistanden. Sie wuschen den Leichnam und kleideten ihn festlich ein, damit er im Haus aufgebahrt werden konnte. Drei Tage lang blieb der Verstorbene dort aufgebahrt, so dass Verwandte, Freunde, Bekannte
und Nachbarn ihn noch einmal besuchen, gemeinsam für ihn beten und Abschied nehmen konnten.
Ein Bestattungsunternehmen, welches sich um alles kümmert, kannte man zur damaligen Zeit nicht. Hier war man auf funktionierende Nachbarschaftshilfe angewiesen.
Es war eine Selbstverständlichkeit, dass einer dem anderen half und zur Seite stand, wenn es nötig war. Der Tod und der Umgang damit waren für die Menschen damals ganz normal, und niemand empfand es gruselig oder unheimlich, einen Leichnam im Haus zu haben
Die Trauer wurde größer, deshalb wurde der Gedanke daran immer weiter weg geschoben. Heutzutage wissen viele Menschen schon nicht mehr so recht, wie sie mit kranken oder auch mit alten Menschen umgehen sollen. Viele halten deshalb unbewusst Abstand. Sie gehen nicht gern ins Krankenhaus oder ins Altenheim, auch nicht, um jemanden zu besuchen. Mit dem Gefühl alt, krank und hilflos zu sein oder zu werden,möchten sich viele Menschennicht gerne auseinandersetzen.
Es waren auch Nachbarn und Verwandte, die das Grab aushoben und die sich als Sargträger zur Verfügung stellten.
Der Beerdigungszug begann am Trauerhaus, und der Sarg wurde von sechs Sargträgern, meistens Nachbarn oder Vereinsmitglieder, durch das Dorf bis zum Friedhof getragen. Eine Leichenhalle, die es heute fast in jeder Gemeinde gibt, kannte man zur damaligen Zeit nicht. Die Predigt wurde in der Kirche oder direkt am Grab gehalten.
Der Pfarrer ging immer dem Sarg voraus, dann kamen die Familie und Verwandte des Toten.
Das Ende des Trauerzuges bilden zahlreiche Nachbarn sowie die dörfliche Trauergemeinde.
Erst später wurden die Sargträger durch festlich geschmückte Leichenwagen, die von Pferden gezogen wurden, abgelöst. Auch in Beilstein wurde der Leichenwagen von zwei Kaltblütern, die sonst zum Holzrücken eingesetzt wurden, gezogen.
Nach Herablassen des Sarges in das Grab und der Aussegnung wurden Blumen und Kränze am Grab abgelegt.
Der Kranz in Form eines Kreises war schon immer das Symbol für Unendlichkeit und das ewige Leben. Ein Kreis, hat kein Anfang und kein Ende und ist somit unendlich.
Der Leichenschmaus oder das gemeinschaftliche Kaffeetrinken der Trauergäste unmittelbar nach der Beerdigung wurde von der Familie des Verstorbenen ausgerichtet. Ein wichtiger Aspekt dieses Brauches ist es, die Festigung sozialer Bindungen und gegenseitige Wertschätzung zu signalisieren.
Die Trauerzeit betrug für Ehepartner mindestens ein Jahr, für Geschwister in der Regel sechs Monate. Als Zeichen der Trauer trugen die Frauen während dieser Zeit schwarze Kleidung. Danach widmete man sich wieder dem normalen Alltag mit all seinen Strapazen zu. Aus Erzählungen ist bekannt, dass es Witwen gab, die nach dem Tod
ihres Ehepartners bis zu Ihrem eigenen Tod die schwarze Kleidung trugen.
Wir sollten den Tod als Teil des Lebens begreifen, und uns somit von der Furcht vor dem Unabänderlichen befreien.
Deshalb kann Verdrängung des Themas keine Lösung sein. Es hilft schon, im Alltag häufiger über solche Dinge zu reden und sich ein bisschen bewusster mit dem Thema auseinander zu setzen. Denn ob wir es wollen oder nicht, wir alle müssen diesen letzten Gang einmal antreten.
© by hj philipps





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